1. Das Haus der Ballspielenden Katze (1829)

  Szenen aus dem Privatleben

By Édouard Toudouze - Honoré de Balzac, The House of Cat and Racket. Philadelphia: George Barrie & Son, 1897, Public Domain
By Édouard Toudouze - Honoré de Balzac,
The House of Cat and Racket. Philadelphia:
George Barrie & Son, 1897, Public Domain
Augustine Guillaume, zweite und hübsche Tochter des konservativen und erfolgreichen Tuchhändlers Guillaume und der hochdekorierte junge Maler Theodore de Sommervieux verlieben sich unsterblich ineinander. Die anfänglichen Bedenken der Eltern wird durch Mme. Roguin, Kusine von Frau Guillaume und Frau des berühmten Notars und Anwalts Roguin, zerstreut. Sie hebt den strahlenden Glanz und die gesellschaftliche Bedeutung Théodores hervor. Nach gemeinsamer Heirat im Jahre 1808 wird ihre anfänglich überbordende Liebe zunehmend durch die Gegensätze belastet. So kollidiert Erziehung, sozialer Stand und die reine und einfältige Liebe auf Seiten von Augustine mit der künstlerischen Empfindung Théodores. Diese Empfindung ist Augustine völlig fremd. So treffen zwei Welten aufeinander, die sich nicht verstehen. Das Liebesporträt von Augustine, das Théodore von ihr gemalt hat, schenkt dieser, ohne Kenntnis von Augustine, seiner Geliebten, der Herzogin Carigliano. In ihrer Verzweiflung besucht Augustine die Herzogin und schildert ihr in aller Unschuld ihre Lage. Mit Anteilnahme erteilt die erfahrene Weltdame Augustine Ratschläge, wie man sich ungebunden Respekt und Abhängigkeit der Männer sichert. Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist folgender Vergleich: "Wir Frauen sollen geniale Männer bewundern und sie wie ein Schauspiel genießen, aber mit ihnen leben - niemals. Gott bewahre, das ist so, als fände man Gefallen daran, die Maschinen hinter den Kulissen der Oper zu betrachten, statt in einer Loge zu bleiben und sich da an der glänzenden Illusion zu ergötzen.


Die Herzogin gibt Augustine daraufhin in guter Absicht das Bild zurück, das die gemeinsame Beziehung, so glaubt sie, retten soll. Wieder zuhause entdeckt Théodore mit Entsetzen das Bild und sieht sich durch seine Geliebte beschämt. Im Gegensatz zu Augustine, die in dem Bild den Inbegriff ihrer gemeinsamen Liebe sieht, betrachtet er das Bild nur als Kunstgegenstand, das veräußert werden kann. Damit wird der Gegensatz nochmals zugespitzt auf den Punkt gebracht. Gleichzeitig ist es das tragische Ende der Geschichte. Augustine stirbt mit 27 Jahren an gebrochenem Herzen.



Ihre ältere Schwester Virginia Guillaume geht mit dem Angestellten und Gesellen Guillaumes, Joseph Lébas, parallel eine pragmatische, erfolgreiche Zweckehe ein, die Balzac als Vergleich neben die tragisch gescheiterte Liebe ihrer Schwester stellt.



Und die Moral von der Geschichte: Schuster bleib bei Deinen Leisten, ansonsten .... '. Oder ' Gegensätze ziehen sich nicht an, wenn doch, dann nicht auf Dauer.



Dieser kleine Roman, bereits 1830 zum ersten Mal erschienen und mehrfach von Balzac überarbeitet, ist in seiner gekonnten Komposition ein guter Start und Einstieg in das Mammutwerk der Menschlichen Komödie.

(64 Seiten)

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