16. Die Grenadière (1832)

Szenen aus dem Privatleben

« La Grenadière » ist der Name eines einfachen aber dennoch komfortablen Hauses auf dem Land, das in allen seinen Eigenschaften - von seinen Bewohnern bis zu den Einrichtungsgegenständen und dem gepflegten Garten - Ausdruck des guten Geschmacks ist und das Glück des Landlebens atmet. Balzac kannte dieses Anwesen selbst persönlich und hat einige Zeit dort selbst verbracht uns es lieben gelernt. So eröffnet er auch diese Erzählung mit einer idyllischen und liebenswerten Schilderung des Anwesens und seiner Umgebung. Diese sympathische Schilderung dehnt sich im folgenden auf die neuen Mieter aus, eineFrau mittleren Alters mit ihren beiden Söhnen Louis Gaston und Marie Gaston, die zu Beginn der Erzählung 13 und 8 Jahre alt sind. Die Mutter führt ein einförmiges, aber erfülltes Leben und scheint einzig für ihre Kinder da zu sein. Balzac lässt bei der Beschreibung der Erziehung ihrer Söhne das Rousseau'sche Bildungsideal (Émile) durchblicken. Ein großes Geheimnis umgibt die Frau, die ein großes Unglück erfahren zu haben scheint. Ihren Kindern gegenüber verheimlicht sie ihren schlechter werdenen gesundheitlichen Zustand.

Angesichts ihres angenehmen Wesens und dem Mysterium, das sie umgibt, wird sie von der Dorfgesellschsft respektiert, ohne dass Fragen gestellt werden. Balzac lüftet das Geheimnis im folgenden nur teilweise. Offensichtlich war sie mit Geburtsname Marie Willemsens für ein gewisse Zeit Ehemann des englischen Lords Brandon, von dem sie sich aber getrennt hat und jetzt unter falschem Namen lebt. So bleibt auch die Identität der Kinder unklar.

Kurz vor ihrem Tod im Jahre 1820 zieht Lady Brandon ihren jetzt 15 jährigem Sohn Louis ins Vertrauen. Sie diktiert ihm einen kurzen Brief an Lord Brandon, dem sie verzeiht und übergibt ihm die Geburtsurkunden beider Kinder und eine größere Summe Geldes. Sie verpflichtet Louis, sich nach ihrem Tod um seine und die Zukunft seines Bruders Marie zu kümmern.

Nach dem Tod der Mutter schickt Louis seinen Bruder auf die nahe gelegene Schule in Tours, bevor er selbst zur See geht. Die Geschichte findet ihre Fortsetzung in den "Memoiren zweier Jungvermählter", in der wir dem jüngsten Sohn Marie Gaston wiederbegegnen.

"Dann begann .... wieder aufgenommene kindliche Geschichten, die selten zu Ende gebracht, aber immer angehört wurden ...."

(26 Seiten)

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