10. Ehefrieden (1829/30)

Szenen aus dem Privatleben

D. Murray Smith - Honoré de Balzac,
Domestic Peace. Philadelphia:
George Barrie & Son
Gewidmet seiner Nichte Valentine Surville, hat Balzac diese frühe Novelle wie ein klassisches Französisches Bühnenstück aufgebaut. Dabei verbindet er die Einheiten Zeit (d.h. 1 Stunde), Örtlichkeit (d.h. Festball) und das Thema (d.h. die Verführung einer jungen Frau) miteinander.

Graf de Gondreville ist Gastgeber eines prunkvollen Festballs in seinem Herrenhaus Ende November 1809. Unter den Gästen befindet sich eine unbekannte Dame in einem blauen Kleid. Sie gibt sich zurückhaltend, steht abseits und beteiligt sich nicht am Geschehen. Ihr missfällt offensichtlich das Geltungsbedürfnis und  das kokette Auftreten  der Gäste. Interessiert an dieser hübschen jungen Frau, schließen General Graf de Montcornet und Baron de la Roche-Hugon eine Wette darauf ab, wem von beiden die junge Frau den ersten Tanz gewährt. Die junge Frau ist in Wirklichkeit Ehefrau des Grafen de Soulanges, der mit der Kokotte und attraktiven Gräfin de Vaudremont ein Verhältnis hat. Die liebende Ehefrau muss mit ansehen, wie ihr Mann zusammen mit der Gräfin den Ball besucht. Im Folgenden entwickelt sich ein Netz von amourösen Intrigen, in denen ein Diamantenring eine Rundreise Antritt und am Ende wieder zu ihrer Besitzerin zurückkehrt.

Balzac ergreift in diesem Maskenball auf der persönlichen Ebene Partei für die liebende, verheiratete Ehefrau, die den Ränkespielen und Koketterien ihrer Zeit häufig schutzlos ausgeliefert war. Ansonsten behandelt diese Novelle nicht das Eheleben der Bourgoisie, sondern wirft eher ein Schlaglicht auf die Oberschicht unter Napoleon Bonaparte (1804-1815).

„Die Gespräche, das Spiel, der Tanz, die Koketterie, der Eigennutz und die Anteilnahme, die Bosheiten und die Pläne: all das hatte jenen Grad von Erhitzung erreicht, der einem jungen Menschen den Ausruf: ‚Welch schöner Ball !‘ entlockt.“

(40 Seiten)

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