12. Eine Frauenstudie (1830)

Szenen aus dem Privatleben

In dieser kurzen Erzählung berichtet der Leibarzt so vieler Gestalten der Menschlichen Komödie Horace Biachon von einer Begebenheit seines Freundes Eugène de Rastignac im Jahre 1822 mit der Marquise de Listomère. Darin erforscht Balzac die sublime Frauen- und (Männer-)Seele.

Rastignac und die verheirate Marquise kommen sich auf einer Festlichkeit näher, tanzen miteinander und unterhalten sich angeregt. Beide sind vom jeweils anderen in ihren Gedanken und Gefühlen angeregt, als sie am Abend nach Hause zurückkehren. Rastignac schreibt unmittelbar nach diesem Treffen zwei Briefe, einen an seinen Anwalt und den zweiten an seine Geliebte Madame de Nucingen. Noch ganz in seinen Gedanken des vergangenen Abends verhaftet, adressiert er diesen Brief an die Marquise de Listomère. Beide Briefe lässt er durch seinen Diener am nächsten Morgen austragen.
 
Nach Lesen des fälschlich an sie gerichteten Briefs ist die Marquise schockiert, gleichzeitig fühlt sie sich aber geschmeichelt. Mittlerweile hat Rastignac seinen Fehler bemerkt und will sich der Marquise erklären. Im Gespräch in Anwesenheit ihres Ehemanns wird der Irrtum zwar aufgeklärt, zwei Umstände aber lassen unausgesprochene Gefühle auf beiden Seiten zurück. Rastignac offenbart ohne Scheu seine Liebschaft zu Madame de Nucingen, verlässt aber errötend die Marquise, als diese ihn fragt, wie er denn dann ihren Namen auf den Brief schreiben konnte. Für die Marquise sind diese Gefühle derart verstörend, dass sie in der nächsten Zeit Krankheit vortäuscht. 
(10 Seiten)

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