15. Die Botschaft (1832)

Szenen aus dem Privatleben

Illustration de Stanisław Chlebowski
Diese kleine Erzählung lässt keine der Personen auftreten, die sonst die Geschichten der Menschliche Komödie bevölkern. Sie ist lediglich ein Intermezzo, in der Balzac die Noblesse der Liebe und die Brüchigkeit des Liebesbundes romantisch verklärt darstellt.

"Ich habe von je den Wunsch gehegt, eine schlichte, wahre Geschichte zu erzählen, bei deren Anhören ein junger Mann und seine Geliebte von Schrecken gepackt werden und einander ans Herz flüchten müssten, wie zwei Kinder sich eng umschlingen, wenn sie am Waldrand eine Schlange erblicken.“

Der Erzähler und ein anderer junge Adeliger kommen auf dem Kutschbock bei einer Reise von Paris nach Moulins zufällig ins Gespräch. Vertraulich berichten sie sich wechselseitig von ihren geliebten Maitressen, die deutlich älter sind als sie selbst. Während beide mehr oder weniger wahrheitsgetreu von ihren Frauen schwärmen, stürzt plötzlich die Postkutsche um und begräbt den jungen Adeligen tödlich unter sich. Kurz vor seinem Tod bittet dieser den Erzähler inständig darum, seine Geliebte Juliette, die Gräfin von Montpersan aufzusuchen und ihr seinen Tod mitzuteilen und die Briefe, die er von ihr erhalten hat, zurückzugeben.  Als der Erzähler mit dem Rest seiner Ersparnisse das Schloss erreicht und der Gräfin gegenübertritt, befallen ihn angesichts ihrer flehentlichen Anspannung und den möglichen Folgen Gewissensbisse, die Botschaft zu überbringen. Er wagt es nicht, ihr direkt die Wahrheit mitzuteilen, trotzdem macht er Andeutungen, die für sie eindeutig sind. Sie flieht und wird von der Zofe und dem Erzähler einige Zeit später völlig verzweifelt im Heustall wiedergefunden. Der Graf hat mittlerweile den Erzähler zum Essen eingeladen und gibt sich angesichts der Abwesenheit seiner Frau, der er Unwohlsein unterstellt, wenig beunruhigt. Im Gegenteil nutzt er ihre Abwesenheit, um seiner Fresssucht zu frönen. Damit wird dem Erzähler die zerrüttete Ehe und ihre innige Liebe zu seinem verunglückten Reisegefährten vor Augen geführt. Die Gräfin erkennt die Armut des Erzählers und bedankt sich bei ihm durch Anwendung einer List. Sie beauftragt ihren Mann, ihm eine Summe Geldes anzuvertrauen, die angeblich einer Person in Paris als Schulden zusteht. So gelingt es ihr, dem Erzähler die Reisekosten auszulegen.

(15 Seiten)

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